Safe & Sound Protocol
Die Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges betont, dass gefühlte Sicherheit die Grundlage für unser Wohlbefinden und unsere Fähigkeit zur sozialen Interaktion ist. Sie beschreibt, wie das Nervensystem auf stresshafte Situationen reagiert und dabei unterschiedliche Zustände durchläuft:
- Sicher-und-geschützt-System („Social-engagement-System“): In diesem Zustand sind wir präsent, können soziale Bindungen eingehen und uns auf unsere Umgebung einlassen. Dies ist die Grundlage für Heilung, Wachstum und emotionale Regulation.
- Kampf-oder-Flucht-Modus: In stressigen oder unsicheren Situationen aktiviert das Nervensystem diesen Zustand, um auf Gefahren zu reagieren.
- Freeze-Modus (Erstarren): Bei überwältigender Bedrohung schaltet der Körper in einen Schutzmechanismus, der mit Erstarrung und Antriebslosigkeit einhergeht.
In der Traumatherapie ist die Wiederherstellung des Gefühls von Sicherheit von zentraler Bedeutung. Eine häufige oder dauerhafte Aktivierung des Kampf-oder-Flucht- bzw. des Freeze-Modus kann zu Angst, emotionaler Überforderung oder langfristigen gesundheitlichen Problemen führen.
Durch therapeutische Ansätze, die auf der Polyvagal-Theorie basieren, lernen Betroffene, ihr Nervensystem wieder zu regulieren und den Zugang zum Sicher-und-geschützt-System wiederherzustellen. Methoden wie achtsame Selbstwahrnehmung, Körperarbeit, Co-Regulation und soziale Unterstützung fördern diesen Zustand und ermöglichen es, Traumata zu verarbeiten und die Verbindung zu sich selbst und anderen zu stärken.
In diesem kurzen Youtube-Video sehen sie eine Zusammenfassung über die Funktionsweise unseres Autonomen Nervensystems (ANS). Es ist in englischer Sprache, Sie können aber deutsche Untertitel aktivieren: Video zu ANS auf youtube ansehen
Die SSP-Methode ist erst seit 2017 verfügbar und wird bisher nur von wenigen Therapeut:innen angeboten.
Das Safe and Sound Protocol wurde von Dr. Stephen Porges, dem Begründer der Polyvagal-Theorie, entwickelt und ist ein nicht-invasives akustisches Hörtraining, das dabei unterstützen kann, sich auf der Grundlage physiologischer Sicherheit wieder mit sich selbst, anderen und der Welt zu verbinden.
Es ist ein evidenzbasiertes therapeutisches Instrument, das entwickelt wurde, um das Autonome Nervensystem (ANS) dabei zu unterstützen, wieder (einfacher) in einen Modus von Sicherheit zu kommen und es zielt darauf ab, das Nervensystem zu regulieren. Das Safe and Sound Protocol arbeitet mit anderen therapeutischen Ansätzen und Modalitäten zusammen und bietet speziell gefilterte Musik über Over-the-Ear-Kopfhörer, die den Vagusnerv stimuliert.
Safe & Sound Protocol (SSP): Ablauf
Durch speziell abgestimmte Musik wird die neuronale Regulation der Mittelohrmuskulatur trainiert und das soziale Nervensystem aktiviert. Dadurch wird die Verbindung zwischen Gehirn und Körper gefördert und das „social engagement system“ über den vorderen (ventralen) Vagus-Ast reaktiviert.
Die Musik der insgesamt 5-stündigen Playlist des SSP enthält speziell gefilterte Musik, die durch modifizierte Frequenzen Signale der Sicherheit an das autonome Nervensystem sendet. Die speziell abgestimmten Playlists sind über eine App auf Tablet oder Smartphone zugänglich. Es gibt separate Playlists für Erwachsene und Kinder.
Die Klänge im SSP zielen auf genau jene Frequenzbereiche ab, die für die menschliche Sprache wichtig sind. Das SSP unterbricht chronische Abwehrzustände des Nervensystems (Kampf- und Fluchtreaktionen auf ein vom ANS falsch interpretiertes Signal von Gefahr), indem es die mit dem Zuhören verbundenen neuronalen Netzwerke stimuliert und in das Toleranzfenster („Window of Tolerance“) zurückbringt.
Die Regulierung des Nervensystems erhöht die Resilienz, verbessert die Verbindung zu sich selbst und der Umwelt, erleichtert Lernen und stärkt die Basis für effektive Therapien.
Das SSP ist kein Ersatz für medizinische Behandlungen oder Psychotherapie.
Es kann – eingebettet in den Psychotherapieprozess – als passive Methode hilfreich sein, um auf Veränderungs- und/oder Verarbeitungs- bzw. Integrationsprozesse vorzubereiten. Laut Studien sind Menschen, die vorbereitend SSP angewandt haben, auch offener für therapeutische Maßnahmen oder Persönlichkeitsentwicklung.
Für wen ist SSP geeignet?
Das Safe and Sound Protocol ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet. Seine Wirksamkeit wurde in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen, darunter klinische Studien mit Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung, zusammen mit zahlreichen Fallstudien, die die Wirksamkeit bei emotionaler Regulierung, Trauma, Angst und vielen Zuständen eines dysregulierten Nervensystems und im Besonderen bei posttraumatischem Stress belegen.
Eine detaillierte Beschreibung dieser neuen Therapiemethode finden Sie auf der Website des internationalen Vertriebs (englisch).
Hier finden Sie außerdem eine kurze Einführung und Überblick über SSP und Zugriff auf die Musik.
Kosten
Der Zugang zur SSP-Playlist kostet 250 Euro.
(Sie erhalten hinreichend lange Zugriff auf das komplette SSP (Connect, Balance und Core), um ausreichend Zeit zu haben, sich das SSP in Ihrem Tempo anzuhören. Bei Bedarf ist in diesem Zeitraum nach Rücksprache auch mehrmaliges Wiederholen möglich und in der Access Fee inbegriffen, um die individuelle Wirkung für Sie oder Ihr Kind so optimal wie möglich zu gestalten.)